Desgleichen sollen die Diakone ehrbar sein, nicht
doppelzüngig, keine Säufer, nicht schändlichen Gewinn suchen.  1. Timotheus 3,8

10 Oktober small„Wenn Christen saufen ist das eine Schweinerei.“ So sprach einer meiner Theologieprofessoren einst im Universitätsgottesdienst. Ich gestehe, dass ich darüber ein bisschen lachen musste. Denn solche Moralität ist mir fremd.
Gleichwohl möchte ich nicht aufhören, auch solche Texte wie den „Diakonenspiegel“ in der Bibel zu lesen. Ich tue mich schwer damit, aber gerade darum gehören sie dazu. Mein Reim, den ich mir auf diese Bibelstelle gemacht habe, ist der: Diakoninnen und Diakone bezeugen das Wort Gottes auch mit ihrem ganz alltäglichen Leben. Sie können nicht wirklich zwischen Beruf und Privat trennen. Sie werden daraufhin beurteilt, ob sie verlässlich, lauter und ohne Profitstreben sind. Ich denke an Petrus, der die bekannten Worte zu Jesus sprach: Bin ich das, Herr? (Thomas Knittel)

 


09 September small
Es sind v
erschiedene Gaben; aber es ist ein Geist. Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr. Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allen.  1. Korinther 12,4-6

Als die Korinther sich über den Gebrauch der Charismen stritten, erinnerte sie Paulus an deren Ursprung aus dem einen Gott. Die Gaben Gottes eröffnen verschiedene Funktionen und Rollen in der christlichen Gemeinde. Aber es ist der eine Geist Gottes, der durch sie wirkt. Ebenso sind die Wahrnehmungen des Dienstauftrages vielfältig, aber der Ursprung im Dienen Jesu ist allen gemeinsam. Es wirken viele Kräfte, aber der Schöpfer gebraucht sie in derselben Richtung, nämlich zum Aufbauen. Gaben, Dienst und Schöpfung entspringen aus dem einen Gott. Will man sie auseinanderdividieren, verursacht man einen Riss in Gott selbst. Gott kann solche Schluchten freilich überbrücken. Gott kann zerrissene Gewänder flicken. Er kann verbinden, was unversöhnt ist. Aber immer wieder strapazieren wir seine Bindekraft, wenn wir Gräben aufreißen, Hierarchien konstruieren und Vorurteile pflegen. Gut, dass er seine Kirche bislang nicht aufgegeben hat. (Thomas Knittel)

 


Da sprach der Herr zu Kain:
Wo ist dein Bruder Abel? 
1. Mose 4,9a    

08 August small
Die Erschaffung des Menschen war zugleich eine Berufung zur Gemeinschaft: Zur Gemeinschaft mit Gott, zu der der Mensch als Ebenbild Gottes befähigt war. Zur Gemeinschaft mit den Mitgeschöpfen; den Menschen wie auch den übrigen Geschöpfen. Verantwortung füreinander und Achtsamkeit aufeinander hatte Gott dem Menschen aufgetragen. Aber mit der Aufkündigung des Vertrauens zu Gott ging die Aufkündigung des Vertrauens unter den Geschöpfen einher. Adam gab Eva die Schuld, Eva gab sie an die Schlange weiter. Und so wurde die Welt friedlos, voller Rivalität und Misstrauen. Neid griff sich Raum. Der Bruder geriet aus dem Blick, man sah den Konkurrenten. Man neidete ihm das Ansehen bei Gott. Man griff zum Mittel der Gewalt und wies die Verantwortung von sich: soll ich meines Bruders Hüter sein? Ja. Unbedingt! (Thomas Knittel)

 

 


07 Juli smallDe
nn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau.  1. Korinther 3,9

Der Bauer sät auf Hoffnung hin. Er weiß noch nicht, wie die Wachstumsbedingungen sich entwickeln werden. Der Baumeister arbeitet mit dem, was ihm zur Verfügung steht, der Bauer weiß noch nicht genau, was ihm zur Verfügung stehen wird. Der Baumeister will ein Stück Ewigkeit schaffen, der Bauer arbeitet für den Verzehr. Vielleicht will Paulus hier bewusst das scheinbar Gegensätzliche zueinander bringen: die Orientierung an einem aktuell vorhandenen Bedarf mit dem Bedacht auf langfristigen Bestand.

Pflanzen und Bauen. Beides tun die Mitarbeitenden Gottes nicht als Besitzer ihres Arbeitsfeldes. Ja, es wird sogar als Gnade bezeichnet, dass sie auf je eigene Weise mitarbeiten dürfen.
Mich hat es in manchen Situationen meines Dienstes getröstet, dass das, woran ich arbeite, nicht mir gehört. Dann mag sich der Herr der Kirche durchaus einmal selbst Gedanken machen, wie er seinen Bau durch die nächste Strukturreform bringt. Und wie er aus Nichts etwas erschaffen kann. Manchmal ist das trotzige „dann mach's eben selber.“ die letzte Zuflucht der „Mitarbeitenden Gottes“, von denen Paulus spricht. Im Blick auf meine Möglichkeiten bin ich gelegentlich kleingläubig. Umso großgläubiger will ich hoffen und beten, dass das Fundament stabil ist und bleibt: einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist. (Thomas Knittel)

 

 

06 Juni small
Diese stellten sie vor die Apostel; die beteten und legten ihnen die Hände auf. 
Apostelgeschichte 6,6

Diakonin und Diakon wurde ich durch die Einsegnung. In dieser geistlichen Handlung kamen verschiedene Aspekte zum Ausdruck: Ich erfuhr eine Vergewisserung meiner Berufung und meines Auftrages, das Evangelium in meinem Beruf durch Wort und Tat zu bezeugen. Ich stellte meinen Dienst noch einmal ausdrücklich auf die Basis von Bibel und Bekenntnis. Ich wurde unter Zuspruch des Wortes Gottes, unter Gebet und Handauflegung für meinen Dienst ausgerüstet. Ich wusste mich gesandt von einer Gemeinschaft, deren Teil ich bin. Und so erfahre ich, dass geistliche Gemeinschaft aus Christus entspringt und in seinem Sinn auf das Dienen ausgerichtet ist. Ich fand Schwestern und Brüder in Christus. Das stärkt mich in meinem beruflichen Handeln. Manchmal sehe ich auch Probleme, wenn ich an meine Gemeinschaft der Moritzburger Diakone und Diakoninnen denke. Aber es liegt ja auch an mir, ob diese gelöst werden können und die Gemeinschaft immer wieder erneuert wird. So gesehen liegt die geistliche Gemeinschaft immer auch als eine Aufgabe vor mir. (Thomas Knittel)

 

 

 

Dienet einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes. – 1. Petrus 4,10

Im griechischen Text steht für Gabe das Wort „Charisma“ (Gnadengabe). Diakonin oder Diakon bin ich nicht aus eigenem Entschluss und aus eigener Kraft. Durch das Wirken des Heiligen Geistes werde ich ein Mitspieler im Haushalter-Team der Gnade. Die Gnade Gottes begegnet den Menschen in vielerlei Gestalt, mein konkreter Dienst ist gleichsam ein Tropfen in diesem stetig fließenden Strom. Aber auch meine Gabe ist gefragt.05 Mai small


Zwei Dinge sind mir zum Thema Begabung wichtig: Erstens sind Begabungen Geschenke, die ich selbst nicht herstellen kann. Ich kann sie entdecken, gebrauchen, entwickeln. Aber machen kann ich sie nicht. Zweitens hat der Schöpfer aller Begabungen sie auf ein gemeinsames Ziel hin gegeben. Sie dienen der Gnade. Begabungen sollten daher nie mit Eigennutz oder gegen andere gebraucht werden. Es geht auch nicht um das Rechtbehalten. Gaben wollen dienen und in Gnade gebraucht werden. Als Diakon/in habe ich viele Möglichkeiten dazu. (Thomas Knittel)

 

 

 

 

 

 

Was ist nun Apollos? Was ist Paulus? Diener sind sie, durch die ihr gläubig geworden seid, und das, wie es der Herr einem jeden gegeben hat.1. Korinther 3,5

Ich gehöre zu Paulus, sagen die einen, ich zu Apollos, sagen die anderen. Welchen Rang hat denn dieser Apollos? Welchen Rang hat Paulus? Den des Diakons. Es ist wenig wahrscheinlich, dass Paulus hier vom Amt des Diakons spricht, ein solches war in dieser Zeit erst allmählich im Entstehen. Aber er spricht von dem, was das Amt des Diakons und der Diakonin begründet. Und das finde ich eigentlich noch viel interessanter. 04 April smallDie Diakoninnen und Diakone, sie sind Menschen, die zum Glauben ermutigen oder sagen wir: provozieren („Diener sind sie, durch die ihr gläubig geworden seid“). Ich glaube, es ist für diakonische Identität unaufgebbar, dass die Diakonin und der Diakonin ihr Tun als Dienst am Evangelium verstehen. Sie sind professionell in ihrem pädagogischen, sozialarbeiterischen oder pflegenden Handeln (um nur einige Beispiele aus der Vielfalt diakonischer Beruflichkeit zu nennen). Aber sie sind zugleich und vor allem Zeuginnen und Zeugen des Evangeliums. Sie sind „Verführer zum Glauben“. Ordnungsgemäß eingesegnet und insofern berufen. Es ist kein Zufall, dass Paulus den Begriff „diakonos“ in der Regel im Kontext seines Verkündigungsdienstes gebraucht. (Thomas Knittel)

 

 

"Holzweg" zwischen Hochschule und BrüderhausAber am siebenten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun.  – 5.Mose 5,14a

Die Zeit der Ruhe gehört zum Rhythmus der Schöpfung. In einem Kalender las ich den Satz: „Wer zu viel arbeitet, sündigt an der Arbeit und an sich selbst.“ Dienen heißt nicht, sich über die Kräfte hinaus zu verausgaben. Die Schönheit des Dienens wird gerade in der Freiheit und Gelassenheit gefunden.

Meine Verantwortung ist mir anvertraut. Zu konkreten Zeiten und an konkreten Orten. Antwort bin ich dafür schuldig. Aber nicht für alle Fragen der Welt. Und nicht von 0-24 Uhr. Der Schöpfer will auch noch etwas zu tun haben. Befreit kann ich ablegen, was heute nicht getan werden soll. Befreit kann ich erwarten, was Gott mir an Ideen einflüstern wird. Befreit kann ich schlafen und Gottes Wort zutrauen, dass es seinen Lauf nimmt. In einer Predigt sagte Martin Luther: „Ich habe allein Gottes Wort getrieben, gepredigt und geschrieben, sonst hab ich nichts getan. Das hat, wenn ich geschlafen habe, wenn ich Wittenbergisches Bier mit meinem Philippo und Amsdorf getrunken habe, also viel getan ... Ich hab’s nicht getan, das Wort hat es alles gehandelt und ausgerichtet“. (Thomas Knittel)

 

 

Wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich di02 Februar smallenen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.Markus 10,43b-45

Jesus fasste seinen Auftrag mit dem Begriff des „Dienens“ zusammen. In seiner Nachfolge sind alle dazu gerufen, es ihm gleichzutun. Treffend formuliert es Lothar Coenen im Theologischen Begriffslexikon zum Neuen Testament: „Dass (im Neuen Testament) gerade das für den Griechen am meisten an den unteren Rand der Gesellschaft verweisende ‚diakoneo‘ … zum bevorzugten Begriff wurde und nicht etwa das an die Ehrendienste für das Gemeinwohl erinnernde ‚leitourgeo‘, zeigt eine bewusste und beabsichtigte Akzentuierung: Einem anderen zu dienen, für einen anderen zu leben, ihm den Vorrang zu geben, - das ist charakteristisch für Jesus und deshalb auch Kennzeichen christlicher Existenz; und zwar nicht aus sozialer oder wirtschaftlicher Nötigung und Abhängigkeit, sondern aus Dankbarkeit gegen Gottes Zuwendung in Liebe und Barmherzigkeit.“ Diakoninnen und Diakone sind Menschen, die sich diesem an alle Christen gerichteten Auftrag in besonderer Weise zur Verfügung stellen. (Thomas Knittel)

 

 

 

Und ich hörte die Stimme des Herrn, wie er sprach: Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Ich aber sprach: Hier bin ich, sende mich! - Jesaja 6,8

01 Januar small 250Auf eine Kanzel zu steigen, war nicht mein Lebensplan. Vielen, die Diakone und Diakoninnen wurden, ging es wohl ähnlich. In gewisser Weise hat Gott uns überwältigt, als er uns in den Dienst rief. Ebenso war es bei Jesaja. Seine Berufung begann mit einer Gotteserfahrung, die ihn faszinierte und zugleich erschaudern ließ. Die biblischen Berufungsgeschichten beginnen selten mit der Frage: Herr, was kann ich für dich tun? Als einmal einer zu Jesus sagte: „Ich will dir folgen, wohin du gehst.“, reagierte Jesus seltsam barsch:

„Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.“ Dietrich Bonhoeffer schrieb dazu: „Den Wunsch zur Nachfolge kann man Jesus nicht antragen.“ Jesajas Erfahrung zeigt: Berufung beginnt mit Ergriffenheit. Gott hat sich kundgetan, ich habe ein kurzes Aufleuchten seines Glanzes vernommen. Eine heilige Szenerie, die nicht von mir hergestellt werden konnte. Sie geht immer von Gott aus. Heilig wird jemand oder etwas, wenn Gott davon Besitz ergriffen hat. „Hier bin ich!“ Diakon/in wurde ich, weil es Gottes Weg mit mir war. (Thomas Knittel)

 

 


Predigt über 1. Kor. 3,5-11 im Eröffnungsgottesdienst der Hauptversammlung des VEDD am 14.11.2017 in MoritzburgPaulus

5 Was ist nun Apollos? Was ist Paulus? Diener sind sie, durch die ihr gläubig geworden seid, und das, wie es der Herr einem jeden gegeben hat: 6 Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen; aber Gott hat das Gedeihen gegeben. 7 So ist nun weder der etwas, der pflanzt, noch der begießt, sondern Gott, der das Gedeihen gibt. 8 Der aber pflanzt und der begießt, sind einer wie der andere. Jeder aber wird seinen Lohn empfangen nach seiner Arbeit. 9 Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau. 10 Nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe ich den Grund gelegt als ein weiser Baumeister; ein anderer baut darauf. Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. 11 Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.

Liebe Schwestern und Brüder,

was ist denn nun Hephata, was ist Moritzburg? Diakonische Gemeinschaften sind sie, und zwar jede so, wie es der Herr gegeben hat. Was ist denn das Rauhe Haus, was ist Neinstedt? Diakonische Gemeinschaften sind sie, durch die Glaube geweckt und genährt wird.

Ich grüße Sie und Euch alle sehr herzlich und sage noch einmal: Willkommen zur Hauptversammlung des VEDD in Moritzburg! „Das Evangelium in seiner Vielfalt gestalten“, wer könnte uns dazu besser hinführen als der Diakonos Paulus, als der er sich selbst mehrfach bezeichnet?

  

Gedanken zum Monatsspruch für November 2017
von Thomas Knittel

Gott spricht: Ich will unter ihnen wohnen und will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein.
Ezechiel 37,27 (L)

Karton klein

 

„Eine Liebe, zwei Wohnungen.“ Es ist ein Fall für den Paarberater: Seit einem Jahr sind sie ineinander verliebt. Beide haben in ein und demselben Haus eine eigene Wohnung. Sie ist aber meist in seiner und nutzt die ihre nur selten. Als sie ihn aber fragt, warum sie nicht dauerhaft zusammenziehen, weicht er aus.

Der Paarberater schreibt: Sie wohnen ja eigentlich längst zusammen, eine ihrer Wohnungen ist die Hauptwohnung, die andere dient gewissermaßen als Nebenwohnung. Zu mehr sollten Sie Ihren Partner nicht drängen. Überdies sei ein solches Modell heute keine Seltenheit – „Living apart together“, sinngemäß: getrennt zusammen leben. Er nennt auch den Grund, warum das manchen attraktiv scheint: „Zusammenziehen ist heute der härteste Belastungstest für eine Beziehung.“